Der Lehrstuhl für Angewandte Physik der FAU wird 75

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Foto: FAU / Anna Tiessen

Der Lehrstuhl für Angewandte Physik zählt zu den traditionsreichsten seiner Art in Deutschland und feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen.

Zu diesem Anlass veranstaltet der Lehrstuhl, der seit den späten 1980ern ein weltweites Zentrum der Siliziumkarbidforschung ist, ein internationales Symposium zum Thema „Silicon Carbide as Quantum-Classical Platform“ am 14. und 15. September.

Im Interview blickt Prof. Dr. Heiko B. Weber auf die Geschichte des Lehrstuhls und gibt einen Ausblick auf die nächsten 75 Jahre.

Der Lehrstuhl für Angewandte Physik feiert sein 75-jähriges Bestehen. Was hat sich in dieser Zeit aus Ihrer Sicht am meisten verändert?

Prof. Dr. Heiko B. Weber: Alles! Die Festkörperphysik war als Disziplin damals gerade erst am Entstehen, heute ist sie das größte Teilgebiet der Physik. Speziell die Halbleiterphysik, der sich der Lehrstuhl seither verschrieben hat, hat die Welt verändert.

Früher war die FAU und unser Lehrstuhl weltberühmt für die Forschung an Zinkoxid, jetzt gilt das gleiche für Siliziumkarbid. Statt explorativer Forschung an qualitativ schlechten und anfänglich kaum verstandenen Halbleitern arbeiten wir heute auf der Basis fast perfekter Materialien und gesichertem Wissen. Die Arbeitsweise im Labor: kein Vergleich!

Eine Konstante gibt es dann doch: wie man hört, haben sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen schon damals sehr mit unserem Lehrstuhl identifiziert und sehr wohlgefühlt!

Alte und neue internationale Wegbegleiter werden gemeinsam mit Ihnen das Jubiläum im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums feiern. Warum haben Sie den thematischen Rahmen „Silicon Carbide as Quantum-Classical Platform“ für diesen Anlass gewählt?

Heiko Weber: Immer neue Fragestellungen zu erforschen ist ja die Essenz der Wissenschaft. Wir haben als „early mover“ fast vier Jahrzehnte am Halbleiter Siliziumkarbid geforscht. Die daraus resultierende Elektronik ist heute ein Multi-Milliarden Markt und leistet einen großen Beitrag zur Energiewende.

Jetzt hält dieses Material wieder erstaunliche Wendungen bereit: wir sind überzeugt, dass wir auf Siliziumkarbid zukunftsweisende photonische Quantentechnologien mit klassischen Technologien verschränken können. Zu diesem Thema, das gerade am Entstehen ist, haben wir Kollegen und Kolleginnen aus aller Welt zum Symposium eingeladen. Jetzt geht’s erst richtig los!

Welche Themen und Entwicklungen treiben den Lehrstuhl aktuell an?

Heiko Weber: Wir forschen an drei großen Themenblöcken: Im gerade neu gegründeten FAU Profilzentrum „Light.Matter.QuantumTechnologies“ haben wir ideale Voraussetzungen geschaffen, um unsere Forschung an Siliziumkarbid als Quanten-Klassische Materialplattform gemeinsam mit den Kollegen voranzutreiben.

Ein zweiter Themenblock ist grundlagenorientierte Forschung an molekularen Materialien, wo wir uns speziell für niederdimensionale Systeme interessieren, übrigens im FAU-Profilzentrum „Neue Materialien und Prozesse“. Hier arbeiten wir sehr erfolgreich mit den Kolleginnen und Kollegen der Chemie zusammen.

Unser jüngstes Baby wird gerade zu einem weiteren Megathema: modernes Forschungsdatenmanagement. Wir erarbeiten am LAP im nationalen Konsortium FAIRmat Konzepte, die datengetriebene Wissenschaft in der Festkörperphysik vorbereitet.

Lassen Sie uns doch gemeinsam in die Glaskugel blicken: Was erhoffen Sie sich für den Lehrstuhl und die Forschung, wenn die nächsten Generationen in 75 Jahren erneut ein Jubiläum begehen?

Heiko Weber: Wir sind überzeugt, dass datengetriebene Wissenschaft schon bald sehr, sehr wichtig werden wird und ungeahnte Dynamik entfalten wird. Wir haben größtes Vertrauen, dass die Festkörperphysik auch dann noch immer neue Fragen und Überraschungen für uns bereithält.

Und wir würden uns wünschen, dass auch dann noch die Menschen am Lehrstuhl mit großer Freude und Begeisterung forschen.

Quelle: https://www.fau.de/2023/09/news/ein-symposium-zum-jubilaeum/